Hier weiterlesen...
Der Rückzug des Nordsternversicherungskonzerns aus dem zu seiner Zeit zukunftsweisenden Bürogebäude, dem sog. Nordsternhaus stellte den Beginn des Aufbaus der Berliner Senatsverwaltung für Justiz nach dem Ende der NS-Herrschaft dar.
In dem durch den zweiten Weltkrieg schwer beschädigten ehemaligen Bürogebäude in Berlin-Schöneberg etablierte sich 1949 nunmehr die Berliner Justizverwaltung.
Bildquelle:
Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (02) Nr. 0184732 / Foto: Durniok
Von der Senatsverwaltung zum Nordsternhausprojekt
Die aus dieser Zeit erhaltenen Personalakten sind der Ausgangspunkt und die Grundlage des Nordsternhaus-Projekts. Sie geben Aufschluss über NS-Belastungen der einzelnen Beamten, darüber hinaus aber auch einen Einblick in den Umgang mit Lebensläufen von Juristen, deren Arbeitsleben bereits während der NS-Zeit begann.
Durch die besondere Situtation der Zweiteilung Berlins 1949 und der unmittelbaren Nähe zur sowjetischen Besatzungszone, kam eine weitere personale Dimension hinzu, welche für Berlin geradezu spezifisch ist. Die Berliner Juristen-Szene, geprägt sowohl von NS- als auch SBZ-Vergangenheiten, unterscheidet dieses Projekt von Untersuchungen in anderen Bundesländern und wird in der Forschungsarbeit besonders berücksichtigt.
Die Forschungsarbeit im Nordsternhaus
Die erste Projektphase
In der ersten Projektphase im Jahr 2019 wurden die im Archiv der Senatsverwaltung erhaltenen Personalakten und Geschäftsverteilungspläne erfasst, analysiert und statistisch ausgewertet. Sie erlauben einen Überblick über die Belegschaft der Senatsverwaltung für Justiz in den Jahren 1949-1974 und über die Qualität sowie den Umfang des Quellenbestands. Die ersten überraschenden Funde (und Befunde) in den Akten begründeten Anlass zur weiteren Recherchearbeit.
Die zweite Projektphase
Im Jahr 2020 wurde die zweite Phase des Projekts „Berliner Justizverwaltung nach 1945 – sachliche und personelle Kontinuitäten zur NS-Justiz“ durchgeführt. Der Kern der Tätigkeit in dieser Phase war die Sichtung und Auswertung der Bestände des Landes- und Bundesarchivs. Das Ziel dieser zweiten Projektphase war es, in den Archiven zusätzliche Informationen über die fraglichen Personalien zu ermitteln, sowie vorhandene Informationen mit weiteren Quellen zu untermauern. Hierdurch sollte eine Bewertung der Arbeitsweise und der Gründlichkeit der Senatsverwaltung für Justiz in den Jahren nach 1945 ermöglicht werden.
Die dritte Projektphase
In der dritten Projektphase im Jahr 2021 steht die Komplettierung der bereits vorhanden Informationsbestände sowie deren Aufbereitung und Analyse im Fokus. Die erste offiziele Vorstellung des Projektfortschritts erfolgt im Rahmen des Symposiums "From Dictatorship to Democracy".
Die vierte Projektphase, geplant für das Jahr 2022, schließt das Forschungsprojekt ab. Die wissenschaftliche Ausarbeitung der Befunde sowie deren Veröffentlichung und die Publikation des Tagungsbands zum Symposiums bilden den Abschluss der Reise, die im Archiv des Nordsternhauses ihren Anfang nahm und nun im digitalen Archiv eine Entsprechung findet.
Position der Senatsverwaltung für Justiz
Die Personen
Das Nordsternhausarchiv
Eindrücke von der Archivarbeit und dem Gebäude im Wandel der Zeit
The Berlin Administration of Justice after 1945
Factual and Personnel Continuities with the Nazi Justice System. Presentation of the Project and State of Research