Hierzu wurden insbesondere eine statistische Auswertung vorgenommen und Querfundstellen ermittelt. Die aus der Zeit von 1949-1974 erhaltenen Personalakten sind der Ausgangspunkt und die Grundlage des Nordsternhaus-Projekts. Sie geben Aufschluss über NS-Belastungen der einzelnen Beamten, darüber hinaus aber auch einen Einblick in den Umgang mit Lebensläufen von Juristen, deren Arbeitsleben bereits während der NS-Zeit begann.
Den Grundstein der Forschungsarbeit bildeten die erhaltenen Geschäftsverteilungspläne aus der Zeit von 1949-1974. Der Untersuchungszeitraum wurde so gewählt, dass sämtliche Personen erfasst werden, die aufgrund ihres Alters während der NS-Zeit noch potentiell relevante Positionen und Mitgliedschaften innegehabt haben konnten.
Die lesbaren Datensätze wurde anschließend strukturiert erfasst. In einem nächsten Schritt wurden die einschlägigen Akten im Senatsarchiv mit den vorhanden Nachnamen der Mitarbeiter abgeglichen und Übereinstimmungen auf Plausibilität geprüft.
Im Norsternhausarchiv sind nicht nur die Personalakten der Verwaltungsmitarbeiter gelagert, sondern auch von sämtlichen Richtern und dem Gerichtspersonal, das seit 1946 in Berlin tätig war. Dies erschwerte die gezielte Erfassung und Identifikation der einschlägigen Mitarbeiter. Daher wurden in einem dritten Schritt sämtliche weitere Akten auf mögliche Abordnungen an die Senatsjustizverwaltung durchsucht, um so eine möglichst lückenlose Erfassung der Verwaltungsmitarbeiter sicherzustellen und unlesbare oder in den Geschäftsverteilungsplänen nicht überlieferte Personen zu identifizieren.
Auf diese Weise konnte der vorhandene Datenbestand vervollständigt und erste Schwerpunkte für das weitere Vorgehen gesetzt werden. Auf dieser Grundlage erfolgte 2021 die Suche nach Querfundtsellen im Landesarchiv Berlin sowie dem Bundesarchiv.
Eindrücke von der Archivarbeit und dem Gebäude im Wandel der Zeit
In der ersten Projektphase im Jahr 2019 wurden die im Archiv der Senatsverwaltung erhaltenen Personalakten und Geschäftsverteilungspläne erfasst, analysiert und statistisch ausgewertet. Sie erlauben einen Überblick über die Belegschaft der Senatsverwaltung für Justiz in den Jahren 1949-1974 und über die Qualität sowie den Umfang des Quellenbestands. Die ersten überraschenden Funde (und Befunde) in den Akten begründeten Anlass zur weiteren Recherchearbeit.
Im Jahr 2020 wurde die zweite Phase des Projekts „Berliner Justizverwaltung nach 1945 – sachliche und personelle Kontinuitäten zur NS-Justiz“ durchgeführt. Der Kern der Tätigkeit in dieser Phase war die Sichtung und Auswertung der Bestände des Landes- und Bundesarchivs. Das Ziel dieser zweiten Projektphase war es, in den Archiven zusätzliche Informationen über die fraglichen Personalien zu ermitteln, sowie vorhandene Informationen mit weiteren Quellen zu untermauern. Hierdurch sollte eine Bewertung der Arbeitsweise und der Gründlichkeit der Senatsverwaltung für Justiz in den Jahren nach 1945 ermöglicht werden.
In der dritten Projektphase im Jahr 2021 steht die Komplettierung der bereits vorhanden Informationsbestände sowie deren Aufbereitung und Analyse im Fokus. Die erste offiziele Vorstellung des Projektfortschritts erfolgt im Rahmen des Symposiums "From Dictatorship to Democracy".
Die vierte Projektphase, geplant für das Jahr 2022, schließt das Forschungsprojekt ab. Die wissenschaftliche Ausarbeitung der Befunde sowie deren Veröffentlichung und die Publikation des Tagungsbands zum Symposiums bilden den Abschluss der Reise, die im Archiv des Nordsternhauses ihren Anfang nahm und nun im digitalen Archiv eine Entsprechung findet.
Factual and Personnel Continuities with the Nazi Justice System. Presentation of the Project and State of Research