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Dr. Carl Creifelds

* 3.4.1907

† 22.4.1994

↓ Ab 1952 Referent in Abteilung III Referat V (Mieterschutz, Kapitalmarktrecht); 1952-1953 Referatsleiter in Abteilung IV Referat I (Strafvollzug); ab 1953-1965 Abteilungsleiter in Abteilung IV

Rechtswörterbuch-Prominenz in Berlin

Spürbare Auswirkungen hatte der kalte Krieg auch in Bezug auf den wegen des „Rechtswörterbuchs“ besonders prominenten Leiter der Strafrechtsabteilung Carl Creifelds (geboren 1907) und seinen stellvertretenden Abteilungsleiter Heinz-Günter Lell (geboren 1904). Beide wurden im DDR-„Braunbuch“ und ähnlichen Publikationen als „Nazi-Juristen“ in Westberlin benannt.

Bekanntlich wurde Creifelds, obwohl vom Richterwahlausschuss gewählt, aufgrund seiner Tätigkeit in der Strafrechtsabteilung des Reichsjustizministeriums von Bundespräsident Heinrich Lübke nicht zum Richter am Bundesgerichtshof ernannt. Dagegen konnte Heinz-Günter Lell ab 1959 Oberstaatsanwalt in Berlin werden. Lell hatte bis 1939 als Reichsanwalt beim Volksgerichtshof Anklagen Landesverratssachen zur Anklage gebracht. Nicht nur sein unmittelbarer Vorgesetzter Creifelds, sondern auch die weitere Leitungsebene hielt die bekannten Belastungen für unbedenklich mit Blick auf Lells Beschäftigung in der Berliner Justiz und Justizverwaltung. 

Rechtswörterbuch Test 1

Werdegang vor 1945


3.4.1907 in Köln geboren (Carl Theodor Hans Creifelds)

1925 Ablegung des Reifezeugnisses am Gymnasium in der Kreuzgasse

1925-1928 Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Köln

29.10.1928 Erste Staatsprüfung  "voll befriedigend/ausreichend" 

1928-1932 Vorbereitungszeit und Promotion

07.06.1932 Zweites Staatsexamen OLG Köln "gut"

1932 bis 1935 Hilfsarbeiter im höhreren Dienst am OLG Köln und LG Koblenz  (Staatsanwaltschaft und (Amtsanwaltschaft)

18.11.1935 Einberufung als Hilfsreferent in das Reichsjustizministerium (Strafgesetzgebung-Strafrecht und Strafprozessrecht)

1936 Ernennung zum Staatsanwalt

1941 Beförderung zum Kammergerichtsrat

1945 Kapitulation und Ende der Beschäftigung Creifelds im Reichsjustizministerium

NS-Mitgliedschaften

SA-Siegel

NSDAP
Blockhelfer und stellvertretender Blockleiter
SA Sturmmann
NSV, NSRB, RDB


"Mit dem national-sozialistischen Gedankengut hat er sich wohl vertraut gemacht. Er bejaht den neuen Staat und ist eifriges Mitglied der S.A."

(Auszug Personalakte Reichsjustizministerium)

Werdegang nach 1945


1945-1948 Syndikus bei einer holländischen Firma in Berlin (Internationale Wirtschafts-u. Kulturangelegenheiten)

13.09.1947 Hochzeit

01.07.1949 Einstellung als Hauptreferent in der Senatsverwaltung für Volksbildung (Hochschulamt)

1949-1952 Nebenberuflich Lehrbeauftragter beim Hochschulinstitut für Wirtschaftskunde

15.09.1952 Berufung zum Bundesjustizminister 

02.07.1952 Abwerbungsersuchen nach Absprache mit dem Senator für Volksbildung als Nachfolger für Dr. Franke 

07.07.1952 Offizielles Bewerbungsschreiben Creifelds bei der Senatsjustizverwaltung

01.10.1952 Eintritt in den Dienst der Berliner Senatsjustizverwaltung

Leumundszeugen...


Die von Creifelds in der Senatsverwaltung verbliebenen Teile der Personalakte beinhalteten Leumundszeugenaussagen über seine politische Zuverlässigkeit.

Der Stadtverordnete C.H. Schwennicke attestiert Creifelds nicht nur hervorragende juristische Kenntnisse, sondern auch, dass dieser sich "niemals aktiv für das Naziregime eingesetzt" habe und "nur als nominelles Parteimitglied zu bezeichnen" sei.

Für Creifelds setzen sich im Zuge seiner Bewerbung bei der Senatsjustizverwaltung ebenso der Abgeordnete und Hoschuldezernent Dr. Kruspi, Reichsgerichtsrat a.D. und der frühere Personalreferent im Reichsjustizministerium Dr. Grußendorf, Rechtsanwalt und Kammergerichtsrat a.D. Dr. Schmidt-Leichner, der Oberlandesgerichtspräsident a.D. und Professor Dr. Niethammer sowie Professor Dr. Schönke der Universität Freiburg und Ministerialrat a.D. Dr. Wilkerling, Referent im niedersächsischen Justizministerium ein. 

Damit erreichte Carl Creifelds prominente Unterstütztung, quer verstreut durch die Bundesepublik von Tübingen über Frankfurt a.M. und Hannover bis Berlin.

Insbesondere der Creifelds bereits aus Studienjahren bekannte Dr. Kruspi und späterer Vorgesetzter in der Senatsverwaltung für Volksbildung attestiert Creifelds ein einwandfreies politisches Zeugnis und bekräftigt dessen "persönlichen Einsatz für eine solche  {demokratische} Gesinnung" - allerdings nach Ende der NS-Herrschaft.

creifelds akte lang

Und Kameraden


Auch bei den anderen Leumundszeugen handelt es sich um Figuren aus Creifelds früherer Laufbahn.

Prof. Dr. Niethammer bezeichnet das Entnazifizierungsverfahren gegen Creifelds in einem Brief als "ärgerliches Säuberungsverfahren", gleichwohl nicht ohne Creifelds vorher umfassend und in den höchsten Tönen als dem "Gebot der Wahrheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit" verpflichtet zu loben. Fast erzählerisch, im vertrauten Ton erzählt Niethammer von gemeinsamen Gesprächen "An einem Herbstabend in Zinnowitz {...}" "unter dem Eindruck der auf uns einströmenden Musik" und kreiert das Bild eines gerechtigkeitsgeleiteten und nachdenklichen jungen Creifelds zur Zeit der NS-Herrschaft.

Auch Prof. Schönke schildert, dass Creifelds während seiner Zeit im Reichsjustizministerium zum Ausdruck brachte, "wie stark er unter der Missachtung der Rechtsidee durch die Machthaber des 3. Reiches litt". Er bezeichnet Creifelds als "eine menschlich und fachlich {so} wertvolle Kraft {...}" und setzt sich nachdrücklich für dessen Einstellung ein.

Dr. Joachim Wilkerling geht in seinen Beschreibungen noch weiter und spricht gleich dem gesamten Reichsjustizministerium bis auf einem "nur geringen Teil der Referenten und Mitarbeiter" eine demokratische Gesinnung zu. Nur wenige seien "wirkliche Anhänger der Partei" gewesen. So auch nicht Creifelds.

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