Die NS-Kontinuitäten innerhalb der Berliner Senatsjustizverwaltung stehen im Fokus des Projekts.
Als höchste Behörde auf Landesebene und zudem in den Anfangsjahren zuständig für die Wiedergutmachung von NS-Unrecht und der Besetzung der entsprechenden Ämter ist sie ein prädestinierter Untersuchungsgenstand. Gerade in Abgrenzung zu den viel untersuchten Bundesbehörden lässt sich so ein Bild davon nachzeichnen, wie auf Landesebene mit Kontinuitäten umgegangen wurde.
Im Hinblick auf die juristischen Karrieren ist noch vertieft zu klären, ob die Senatsverwaltung für Justiz den vollen Umfang des Verfahrens ausgewertet hat und wie diese im Einstellungsprozess berücksichtigt wurden.
Das Nachverfolgen der persönlichen Werdegänge der Mitarbeiter, vom Senatsarchiv ausgehend bis hin zum Bundesarchiv und Landesarchiv Berlin ermöglichte es, ein Gesamtbild aus den Einzelakten herauszubilden.
Aus den untersuchten Lebensläufen stachen einige Personen besonders hervor, deren Lebensläufe sich aufgrund von Einzelereignissen oder dem besonderen Verlauf ihrer Karrieren von denen Ihrer Kollegen unterschieden. Dies führte zu den Personen, die unter der Rubrik "Lebensläufe und Kontinuitäten" besonders untersucht werden.
Bemerkenswert sind nicht nur ihre persönlichen Geschichten, sondern gleichermaßen der Umgang der Senatsverwaltung mit derselben. Der Vorgang Willi Seidel zeigt beispielsweise, dass die Senatsverwaltung sich intensiv mit der politischen Vergangenheit der Bewerber auseinandergesetzt hat. Die Personalakte lässt darauf schließen, dass die Senatsverwaltung eigene Untersuchungen mit eigener Schwerpunktsetzung angestellt hat. Hierbei ging sie jedoch weniger auf die Ergebnisse der Prüfungskommission ein. Dies führte dazu, dass in der Personalakte zwar umfassende Stellungnahmen Seidels bzgl. seiner NS-Vergangenheit sowie Originalzeugnisse aus den Jahren 1940 – 1944 enthalten sind, jedoch die Belastungszeugen aus dem Entnazifizierungsverfahren nicht berücksichtigt wurden.