Wie konnte ein demokratischer Rechtsstaat mit einem undemokratisch gesinnten Personal aufgebaut werden?
Insbesondere den Angehörigen juristischer Berufe wird hierbei ein zwiespältiges Zeugnis ausgestellt. Sind Juristen so opportunistisch, dass sie stets der jeweiligen Staatsmacht dienen? Wie verlässlich dienen sie der Demokratie?
Das Ziel des Projekts ist die Analyse der Aufarbeitungspraxis zu den NS-Belastungen in der Berliner Justizverwaltung in der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Durch die Zweiteilung Berlins 1949 und die damit bewirkte unmittelbare Umgrenzung durch die sowjetische Besatzungszone, erhielt zudem ein Berlin-spezifischer Aspekt Eingang in die Personalakten: Die SBZ-Vergangenheiten und Wohnorte von Justizdienstanwärtern fanden in den Unterlagen selbst besondere Berücksichtigung und wurden daher im Fortgang der Archivarbeit besonders untersucht.
Der nächste Schritt und gleichzeitig das Gesamtziel des Projekts ist die weitere Kontextualisierung der vorläufigen Auswertungen sowie die Veröffentlichung der Ergebnisse im Rahmen des Verbundprojekts zwischen der Freien Universität Berlin und der Humboldt Universität zu Berlin. Die Publikation im Duncker & Humblot Verlag ist für das Jahr 2023 geplant. Die Tagungsberichte zum Symposium "From Dictatorship to Democracy" werden voraussichtlich im Jahr 2022 in Form eines Sammelbandes veröffentlicht und stehen damit neben der audiovisuellen Darbietung auf der Projektwebsite in schriftlicher Form zur Verfügung.
In dem Forschungsergebnis sollen sich primär die verschiedenen Perspektiven auf die NS-Bewältigung in der Justizverwaltung wiederfinden. Zudem beanspruchen aber auch die besondere geographische Situation nahe der damaligen SBZ sowie die behördeninternen Besonderheiten und ihre Persönlichkeiten Geltung, welche Eingang in die weitere Ausarbeitung finden werden.