* 1.8.1904
† unbekannt
↓ 1956-1958 Referatsleiter Abteilung IV Referat II (Strafprozess)
["ehemaliger Blutrichter Hitlers", Tätigkeit am Volksgerichtshof]
1904 geboren in Schliersee, aufgewachsen und Schulbesuch in Nürnberg
1922 Abitur am Realgymnasium
danach Studium der Rechtswissenschaft in Erlangen und Berlin
1926 erste Staatsprüfung in Erlangen (Bestanden)
1926-1927 Gerichtsreferendar in Nürnberg
1927-1929 Gerichtsreferendar in Berlin
1929 zweite Staatsprüfung in Berlin (Vollbefriedigend)
1929 Promotion zum Dr. jur. utr. in Erlangen
1930 Staatsanwaltschaft Berlin. Zunächst allgemeines Dezernat, dann Jugend-, Münz- und Unzuchtsachen. Noch 1930 wird Herr Dr. Lell politischer Sachbearbeiter für die StA. 1932 Staatsanwaltschaft Neuruppin
NSDAP und SS-Scharführer
1933 Mitgliedschaft NSDAP und SS-Scharführer
1933 Einberufung von Herrn Generalstaatsanwalt Dr. Wiechmann als Hilfssachbearbeiter zur Staatsanwaltschaft bei Kammergericht Berlin
1934 Abgeordnet an Reichsanwaltschaft, Zweigstelle Berlin. Anklagevertretung vor dem Volksgerichtshof. Vorgeschlagen von Herrn Generalstaatsanwalt Dr. Jung für Reichsanwaltschaft aufgrund Erfahrung in der Bearbeitung polit. Strafsachen
1934-1939 Reichsanwaltschaft
Nach eigenen Angaben: lediglich Landesverratssachen bearbeitet die gegen ausländische Spione und deren Agenten gerichtet waren. Dabei nur 2 Todesurteile beantragt. Stellt dies insbesondere in Abgrenzung zur Entwicklung der Rechtsprechung des Volksgerichtshofs unter dem Vorsitzenden Freissler dar. Jedoch nach Akte des Reichsjustizministeriums: Seit 31. März 1933 in Hochverratssachen beschäftigt (vgl. S. 134, 138 f.). Verfügung über die aufgrund der hohen Belastung der Behörde in Hochverratssachen den zuständigen Bearbeitern, darunter auch namentlich Herr Dr. Lell, nachträglich den nicht wahrgenommenen Urlaub anzurechnen, vgl. S. 138. „In politischer Hinsicht nichts nachteiliges Bekannt.“
1948 Entnazifinierungs-Hauptauschuss (Braunschweig): Kategorie V – entlastet
1951 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei RA Dr. Rock
1952-1953 Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei RA Dr. Sawusch
1954-1956 Staatsanwaltschaft bei Landgericht Berlin
1957 zum Oberstaatsanwalt ernannt
1957-1959 abgeordnet an die Senatsverwaltung für Justiz. Abteilung IV Referat 2 unter Abteilungsleiter Herr Dr. Creifelds. Referatsleiter und stellvertretener Abteilungsleiter. Aufgabenbereiche: Dienstaufsichtsbeschwerden und sonstige Einzelsachen in Strafrecht und strafrechtlichen Nebengebieten, Strafverfahrensrecht, Jugendstrafrecht. Sowie Besatzungsrecht: Beschränkung der Gerichtsbarkeit in Strafsachen (vgl. GVP: Seite 44-48_1958.pdf)
1959-1969 Staatsanwaltschaft bei Kammergericht Berlin
1969 Ruhestand
1957 als „ehemaliger Blutrichter Hitlers“ vom (sowj.) „Ausschuß für deutsche Einheit“ benannt. Anschuldigung ist der Senatsverwaltung bekannt (vgl. S. 68 ff.). Herr Dr. Lell wird trotzdem eingestellt. Als Begründung wird explizit angeführt er hätte keine Hochverrats- sondern lediglich Landesverratssachen bearbeitet. Außerdem sei er bereits 1939 eingezogen worden, der Volksgerichtshof habe sich erst im Verlauf des Krieges zu jenem berüchtigten Instrument brutaler Gewalt und Willkür entwickelt. Die Vorwürfe seien durch seine Stellungnahme hinreichend geklärt. Darüber hinaus beständen „keine Bedenken gegen seine rechtsstaatliche Einstellung“ (vgl. S. 70). Die Abteilungsleiter IV (Herr Dr. Creifelds) und I (Herr Dr. Buckow), sowie der Senatsdirektor (Herr Dr. Kauffmann) und der Senator (Herr Dr. Kielinger) haben sich dieser Auffassung angeschlossen.