* 10.2.1901
† 16.07.1983
↓ 1964-1965 Referatsleiter Abteilung IV Referat IV (Ansprüche gegen den Justizfiskus); 1966 Referatsleiter Abteilung IV Referat V (Angelegenheiten der Strafrechtsreform)
1901 geboren in Pyritz/Pom.
1905 Besuch der Volks- und Mittelschule in Soldin
1916 Oberrealschule in Stargard
1920 bestandene Reifeprüfung
1920 Studium der Rechte und einiger Nebenfächer in Berlin
1923 erste Staatsprüfung (ausreichend) in Berlin
1925 Promotion in Greifswald
1927 zweite Staatsprüfung (voll befriedigend) in Berlin
1927 Richter an Berliner Gerichten
1928 Vorstandmitglied des Bundes preußischer Gerichtsassessoren
1930 Vorsitzender des Bundes preußischer Gerichtsassessoren
1934 Ernennung zum Amtsgerichtsrat
1941 Beförderung zum Landgerichsdirektor in Berlin
1943 Einzug in die Wehrmacht
1945 Kriegsgefangenschaft und Entlssung aus Kriegsgefangenschaft
1946 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Rechtsanwalt Dr. Carl Falck
1946-1949 Arbeit in Bürostellungen
1949 Amtsgericht Schöneberg
1951 Ernennung Amtsgerichtsrat
1952 Ernennung Landgerichtsdirektor, versetzt Landgericht Berlin
1965-1968 Mitglied im JPA
1966 Ruhestand
NSDAP, RDB
NSV, NSRB, RLB
Auszug Lebenslauf von Willi Seidel, 13.05.1949.
"Meine damalige Entscheidung gegen die politischen Wünsche der NSDAP und zu Gunsten der Juden führte zu einem langwierigen Parteigerichtsverfahren gegen mich. Dem vom Propagandaministerium verlangte Dienstverfahren mit dem Ziel der Dienstentlassung bin ich nur deswegen entgangen, weil ich im Frühjahr 1943 zur Wehrmacht abgeschoben wurde."
Die Senatsverwaltung hateigene Untersuchungen mit eigener Schwerpunktsetzung angestellt. Hierbei ging sie jedoch weniger auf die Ergebnisse der Prüfungskommission ein. Dies führte dazu, dass in der Personalakte zwar umfassende Stellungnahmen Seidels bzgl. seiner NS-Vergangenheit enthalten sind, sowie Originalzeugnisse aus den Jahren 1940 – 1944 enthalten sind, jedoch die Belastungszeugen aus dem Entnazifizierungsverfahren nicht berücksichtigt wurden.
Nach einem eingeholten Auszug aus dem Reichsjustizministerium über Willi Seidel, hat ergeben, dass er über die bereits gemachten Angaben darüber hinaus Mitarbeiter der Außenstelle Berlin III des Sicherheitsdienstes des Reichsführers der SS gewesen sein soll. Außerdem sei Herr Seidel in der NSDAP im Range eines Stellenleiters (politischer Leiter) gewesen. Zudem worden ihm weitere Tätigkeiten in Gliederungen der NSDAP vorgeworfen.
Die Ermittlungen zu seiner Tätigkeit in der Außenstelle Berlin III des Sicherheitsdienstes des Reichsführer SS ergaben, das zu seinem Schutz diese Vermerke in der Akte auftauchen, da er durch seine Urteile Probleme mit der Partei bekam. Dieser Eintrag sei eine Gefälligkeit, des SS-Führer dieser Außenstelle gewesen, den ihm persönlich bekannt war, da Seidel diesem einmal in einer Rechtssache geholfen habe.
„Diese Einlassung des AGRat Dr. Seidel nicht zu widerlegen“.
Die Arbeit in der NSDAP als „politischer Leiter“ sei keine Bezeichnung einer Funktion, sondern eher eine Ausdrucksform für eine Tätigkeit. Da Seidel in seinen Unterlagen diese Tätigkeit angab, sei ihm hier keine Täuschung vorzuwerfen.
Auch zu seinen weiteren Tätigkeiten sei ihm kein Vorwurf zu machen. Eine weitere Begründung der Senatsverwaltung ist, dass sein starkes Geltungsbedürfnis und die Neigung öffentlicher Bestätigung dazu führten, solche übertrieben Angaben in seiner Personalakte zu machen.
Etwas später konnte Herr Seidel in den Justizdienst zurückkehren.